ECV Fassenachtseröffnung mal ganz anders
Bericht: Stefan Anders / Foto: hbz/Judith Wallerius / Allgemeine Zeitung Mainz
FASTNACHT Elsheimer Carneval Verein erinnert mit Film und Bühnenstück an Besuch Napoleons
Der Elsheimer Carneval Verein startete die Kampagne mit einem Paukenschlag: 88 Jahre ECV und zudem 200 Jahre Rheinhessen waren Anlass genug, um ein Bühnenstück der besonderen Art auf die Beine zu stellen. In einer Mischung aus Fastnachtsitzung und Theaterstück wurden die Zuschauer in der Selztalhalle ins Jahr 1811 katapultiert und wohnten dem Besuch Napoleons (Rainer Kleemann) beim Mainzer Präfekten Jeanbon Saint André (Roman Reiser) im Windhäuser Hof in Elsheim bei.
Oscarreife Darstellung / hier geht es zu den Bildern (Walter Dechent) des Abends
Zunächst wurde in einem Film-Einspieler der turbulente Einzug des kleinen Franzosen in der rheinhessischen Gemeinde nachempfunden. Die ECV-Akteure bewiesen hier oscarreife schauspielerische Fähigkeiten – etwa der besserwisserische Hofnarr (Peter Schwerdt) oder der nie richtig zu Wort kommende kritische Nachtwächter (Reiner Humme).
Auf der Bühne wurde der mit übergroßem Zweispitz ausgestattete Bonaparte samt Hofmarschall (Michael Schuler) von Jeanbon, dem Mainzer Oberbürgermeister Macké (Klaus Dietrich) und dem Elsheimer Lehrer (Udo Kleemann) empfangen und trank als erste Amtshandlung einen guten Elsheimer Vin Rouge. Diese Praxis zog sich bei allen Beteiligten dezent durch den weiteren Verlauf des Abends und erleichterte sicher auch die zahlreichen französisch gespickten Dialoge und Zitate, die zusammen mit rheinhessischer Mundart eine heitere Liaison eingingen.
Im Folgenden empfing der große Feldherr dann eine Schar illustrer Gäste, angefangen mit dem Ortsbürgermeister (Thomas Barth), der aktuelle Probleme in seinem Ort schilderte und mit einem „Vivat Rhoihesse“ abgab an den Hofnarr, der wiederum ein Loblied auf Rheinhessen sprach.
Die männlich anmutende Weinqueen, „mit Stoppele in de Visage“ (Jochen Eppelmann) interpretierte auf ihre Weise alte Rockklassiker und zwei Damen (Eila Witt und Renate Odey-Büttner) wussten einige Geschichten über Napoleon und Jeanbon zu berichten. Friedrich Schiller (Thomas Hintsch) führte durch seine Werke und übte Kritik an Napoleons Politik, was ihm beinahe seine Schillerlocke kostete. Der kurze Unmut seitens Bonapartes war beim Auftritt des Gardeballetts aber schnell verflogen.
Gospelnde, demonstrierende Nonnen (Die Zuckerlottcher) wurden von der Bühne gejagt und vom Schellenmann (Christian Steiner) und Fahnenträger (Elias Hofmann), der zwar nicht text-, aber trinksicher war, abgelöst. Bei all dem Kokolores fand Peter Schwerdt ein paar nachdenkliche Worte zu Krieg und Leid in der Welt, die durch die Geschehnisse in Paris mehr als aktuell waren.
Als Napoleon-Double begab sich Patrick Weyerhäuser in ein Duett mit seinem Vorbild, und sie vertonten gemeinsam ihre Liebe zum Schwartenmagen.
Pikant wurde es, als eine schwangere Mätresse (fabelhaftes Debüt: Michael Paschke) unter der Prominenz auf Vatersuche ging und sie bei dem Korsen fand. Zum Schluss kam der Nachtwächter zu Wort und schickte Napoleon schon mal vorausschauend nach Elba.
Mit klangvollen Texten der Schnorressänger ging ein fantastischer Abend viel zu schnell zu Ende, und alle Darsteller wurden mit tosendem Applaus für ihre Leistung würdig entlohnt.